Haltung von Papageien und Sittichen

„Papageien sind die Primaten unter den Vögeln!“
Dieser Satz zeigt auf, wie hoch intelligent und anspruchsvoll die Haltung von Sittichen und Papageien ist.
Die Zeiten als ein einzelner Wellensittich in einem winzig kleinen Käfig auf der Küchenfensterbank steht, sollten eigentlich vorbei sein, allerdings sieht die Realität anders aus. Daher lesen Sie sich bitte nachfolgende Text gründlich durch und entscheiden Sie erst dann, ob Sie Papageien halten wollen/können. Denn ob groß oder klein, alle haben hohe Ansprüche.

Haltungsbedingungen:
Hier gibt es einen wichtigen Leitsatz: Es gibt niemals ein „zu groß“.
Für die Haltung von Papageien gibt es rechtliche Mindestmaßvorgaben für die Käfiggröße. Die Größenmaße findet man in den Gutachten der TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz). Hier findet man z. B. Angaben zur Haltung von Wellensittichen, Amazonen, Graupapageien usw. Diese sind im Internet zum Download zu finden (http://www.tierschutz-tvt.de/merkblaetter.html#c9).

Wie bereits oben beschrieben kennen wir alle diese kleinen Käfige in denen auch heute leider noch Wellensittiche gehalten werden, hingegen schreibt das Gutachten ein Mindestmaß bei 2-4 Tieren eine Breite von 1,20 m, eine Höhe von 1 m und eine Tiefe von 0,60 m vor. Die Tiere sollen hier 3-4 Flügelschläge machen können. Diese Mindestmaße gelten trotz allem bei täglichem Freiflug.
Für 2 Graupapageien z. B. sind Mindestmaße von 2 x 1 x 1 m (L x H x T) vorgegeben.
Die Voliere ist mit Naturmaterialen wie unbehandeltes Holz, frisches Geäst, Baumwollseile, Sisal, Kork usw. auszustatten. Kunststoff-, Hartholzsitzstangen oder auch mit Sandpapier überzogene Stangen haben in keinem Käfig etwas zu suchen. Diese Stangen verursachen schnell Ballengeschwüre die sehr schmerzhaft und schwer zu behandeln sind. Auch Plastikspielzeug hat in einer Papageienvoliere nichts verloren. Hier können gefährliche Kleinteile beim Benagen verschluckt werden. Auch der immer noch erhältliche Spiegel hat in keinem Käfig etwas zu suchen. Dieser verursacht auf Dauer hochgradige psychische Schädigungen und kann auch andere körperliche Erkrankungen hervorrufen (Kropfentzündung – durch Dauerfüttern).
Alle Papageien lieben es Dinge zu zerstören, daher bietet sich hier täglich frisches Geäst sehr gut an. Hier sind insbesondere Weide und diverse Obstgehölze hervorragend geeignet. Das Geäst hat den Vorteil, dass sich der Schnabel der Tiere ganz natürlich abnutzt, sie haben Beschäftigung und außerdem erhalten sie durch die frische Rinde täglich jede Menge wichtige Vitamine.

Die Einzelhaltung von Papageien ist strikt abzulehnen. Alle Papageien sind Schwarmtiere und müssen daher mindestens zu zweit gehalten werden. Der Mensch kann ihnen, egal wie viel er sich mit ihnen beschäftigt, keinen Ersatz darstellen.
Der frühere Mythos, dass nur ein einzeln gehaltener Vogel zahm wird, ist längst überholt. Denn auch Papageien die als Paar oder gar im Schwarm gehalten werden, können genauso zahm werden. Hier muss der neue Halter einfach nur das Vertrauen aufbauen, was in der Regel nicht allzu schwierig ist.
Einzelhaltung macht die Tiere insbesondere psychisch krank. Spätestens mit der Geschlechtsreife der Tiere fangen diese häufig an sich zu rupfen, ihren „Ernährer“ anzugreifen und zu beißen, zu schreien und sich im schlimmsten Falle selbst zu verletzen. Und dies nur, weil Sie als Partner“tier“ nicht für ihn geschaffen sind und seinen Bedürfnissen nicht nachkommen können. Daher sind stets 2 Tiere der gleichen Art und gegengeschlechtlich zu halten.

Ernährung:

Wenn man an die Ernährung bei Papageien denkt, fallen einem meist spontan Sonnenblumenkerne und Nüsse ein. Aber heute weiß man, dass dies als alleinige Ernährung absolut falsch ist und die Tiere sogar hochgradig krank machen kann.
Zum einen sind Sonnenkerne und Nüsse viel zu fetthaltig (bis zu 80 %), dies kann zu massiven Leberschäden, schlechtem Gefieder und Überfettung führen. In ihrer Schale befinden sich zumeist starke Verpilzungen, die bei den Tieren schwere Atemorganschädigungen hervorrufen können wie z. b. Aspergillose.
Die Ernährung sollte ausgewogen sein, d.h. viele verschiedene Kleinsämereien. Bei einem ausgewogenen Großpapageienfutter sind auch immer Sonnenblumenkerne enthalten, hier sollte man aber darauf Acht geben, dass diese nicht den Großteil ausmachen. Für Wellensittiche, Agaporniden oder auch Nymphensittiche sind reine Kleinsaatenmischungen am besten geeignet. Sonnenblumenkerne können hier ab und an mal als Leckerchen gegeben werden, aber auf keinen Fall als Hauptnahrung.
Ein Vogel bekommt etwa 5-10 % seines eigenen Körpergewichtes Körnerfutter. Dies bedeutet, dass ein Wellensittich einen gut gehäuften Teelöffel Körnerfutter am Tag erhält. Agaporniden bekommen einen Esslöffel Futter am Tag. Da die Tiere sehr schnell verfetten, ist hier darauf zu achten, dass die Mengen eingehalten werden.

Allerdings dürfen Obst, Gemüse und Kräuter in allen Variationen angeboten werden. Hier dürfen die Tiere so viel fressen wie sie mögen. Man muss bedenken, dass Papageien sich in freier Wildbahn zwischen 70 % und 80 % ausschließlich von Obst, Gemüse und Kräutern ernähren und nur zu einem geringen Teil von Körnern. Diese Ernährung sollte auch in Gefangenschaft beibehalten werden.
Die Variationen bei Obst, Gemüse und Kräutern sind sehr vielfältig. Allerdings geben sie Obacht bei Avocados. Diese sind nämlich hochgiftig für alle Papageien. Auch Kohlsorten sollte man nur in kleineren Mengen anbieten, da auch diese bei Papageien blähen und somit Schmerzen verursachen können.

Zum Schluss stellen Sie sich bitte noch folgende Fragen und erst wenn Sie diese alle mit JA beantworten können, sollten Sie über die Anschaffung von Papageien nachdenken.

  1. Papageien können sehr alt werden. Sind Sie bereit Tiere über teilweise mehrere Jahrzehnte zu versorgen und sich um sie zu kümmern?
  2. Sind Sie bereit auf Urlaub zu verzichten, wenn sich niemand finden lässt, der Ihre Tiere versorgt?
  3. Papageien machen mit Vorliebe alles kaputt, insbesondere Dinge die Ihnen hoch und heilig sind (Tapete, Wohnzimmerschrank, etc). Können Sie damit leben?
  4. Papageien können extrem laut sein. Machen ihre Nerven und die Nerven Ihrer Nachbarn das über Jahre hinweg mit?
  5. Sie möchten die Papageien haben, aber diese mögen Sie gar nicht, sondern viel lieber Ihre Frau/Ihren Mann. Würden Sie die Tiere trotzdem lieben und sie so nehmen wie sie sind, auch wenn Sie nicht die Bezugsperson sind?
  6. Papageien machen sehr viel Dreck und nehmen auch keine Rücksicht darauf, wo sie ihre Hinterlassenschaften fallen lassen. Wäre das Ok für Sie?
  7. Im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass Freunde und Verwandte ihre Wohnung meiden, da es zu laut und auch zu staubig vom Gefiederstaub ist. Sind Ihnen die Tiere dann immer noch am Wichtigsten?

Es gibt noch unendlich viele Fragen, die man hier stellen könnte. Machen Sie sich vor einer Anschaffung intensiv kundig über die Vogelart die Sie sich anschaffen möchten und überlegen Sie genau, ob Sie den Ansprüchen der Art gerecht werden können.
Denn hier übernimmt man eine Verantwortung über Jahrzehnte.


Wildvögel

Immer wieder werden im Frühjahr und Sommer Jungvögel im Tierheim abgegeben, die entweder aus mangelnder Kenntnis der Finder (z. B. in der Bettelflug- oder Ästlingsphase) oder aber aus einer bedrohlichen Situation für die Tiere (Verlassen durch die Altvögel, Verletzungen, etc.) mitgenommen werden. Diese Tiere, aber auch verletzte Altvögel, die das ganze Jahr über im Tierheim landen, benötigen eine intensive und sachverständige Betreuung. Leider fehlt den Mitarbeitern im Tierheim dafür die Zeit.

Auch unerfahrene Helfer, die sich die Betreuung solcher Tiere zutrauen, sind willkommen. Damit Sie sich ein Bild darüber machen können, was eventuell mit der Aufnahme eines geflügelten Pfleglings auf Sie zukommt, schauen Sie sich doch bitte folgenden Internetseiten an: Wildvogelhilfe.

Daher wäre es schön, wenn diese Aufgabe von zuverlässigen, ehrenamtliche Helfer übernommen würde. Ziel ist es, diese Tiere bis zur völligen Genesung bzw. bis zum Flüggewerden zu pflegen, um sie dann wieder auszuwildern.  

Wenn Sie bereits Erfahrung mit der Vogelaufzucht oder -pflege gesammelt haben und das Tierheim unterstützen möchten, melden Sie sich bitte.

Jungvögel

Mensch, lass uns sitzen!
Nicht jeder am Boden sitzende Jungvogel ist ein Notfall! Im Frühling und Sommer ist die Zeit, in der Wildvögel ihren Nachwuchs großziehen. Sobald die Küken fast selbstständig sind, trainieren sie ihre Flügel und verlassen das Nest. Wenn man auf einen voll befiederten Jungvogel trifft, der am Boden sitzt, so ist dieser sehr wahrscheinlich nicht in Gefahr. Es handelt sich um einen so genannten Ästling, der seinen Start ins Leben übt und noch einige Tage von seinen Eltern gefüttert wird. Nimmt man einen Ästling mit nach Hause, sinken seine Überlebenschancen, weil sich seine Eltern nicht mehr um ihn kümmern können.

Das sollten Sie tun: Beobachten Sie den Ästlinge eine Weile (bis zu zwei Stunden). Sieht er gesund aus und kommen die Eltern zum Füttern, lassen Sie den Vogel bitte sitzen. Verletzte Ästlinge brauchen selbstverständlich die Hilfe des Menschen und sollten nicht ihrem Schicksal überlassen werden.

Unbefiederte Jungvögel, so genannte Nestlinge, die außerhalb des elterlichen Nestes liegen, sollten Sie so schnell wie möglich zurück in ihre Kinderstube setzen. Altvögel verstoßen ihre Küken nicht, wenn diese von Menschen berührt worden sind.  

Sollten Sie das Nest nicht finden können oder ist der Nestling verletzt, so ist er auf Ihre Hilfe angewiesen. Verwundete Jungvögel müssen tierärztlich behandelt werden. Die Aufzucht eines Nestlings in Menschenobhut ist schwierig, aber möglich.  

Detaillierte Informationen zu diesem Thema finden Sie im Internet bei der Wildvogelhilfe:


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